Unsere Historia
Manchmal beginnt etwas Großes ganz leise. Ohne Ankündigung, ohne festen Plan und ohne das Bewusstsein, dass sich daraus etwas Dauerhaftes entwickeln wird. Bei Historia Film e.V. war es genau so. Am Anfang stand keine Organisation, sondern nur eine Idee, die sich Stück für Stück in den Vordergrund schob.
Florian Scurtu, heute Regisseur und Gründer von Historia Film, entwickelte schon als Kind ein starkes Interesse an Geschichte. Dokumentationen begleiteten ihn nicht nur nebenbei, sondern wurden analysiert, verglichen und in größere Zusammenhänge eingeordnet. Seine Lehrkräfte bemerkten schnell seine ungewöhnliche Ausdauer, wenn es um historische Themen ging. Gleichzeitig wuchs eine Begeisterung für Computertechnik, die ihm erlaubte, Informationen zu recherchieren, zu ordnen und visuell aufzubereiten. Diese Verbindung aus historischer Neugier und technischem Verständnis wurde über die Jahre immer ausgeprägter.
Als junger Erwachsener begegneten ihm Kriegsfilme in einer neuen Form. Sie waren nicht nur Unterhaltung, sondern eine Möglichkeit, historische Ereignisse zu beobachten und filmische Methoden zu verstehen. Florian beschreibt diese Zeit so, dass er viele Filme aus zwei Blickwinkeln sah. Der eine folgte der Handlung, der andere beobachtete die Inszenierung, den Aufbau einer Szene, die Wirkung des Lichts und die Glaubwürdigkeit der Ausstattung. Aus dem bloßen Interesse an Filmen entstand der Wunsch, selbst welche zu gestalten.
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Über sein Interesse an militärhistorischer Ausrüstung lernte Florian schließlich Alexander Roos kennen. Alexander brachte hervorragendes Wissen über Geschichte, Militär, Antiquitäten und vor allem historische Ausrüstung mit. Beide merkten schnell, dass sich ihre Interessen ergänzten. Gespräche über Objekte, Epochen und technische Details führten bald zu Überlegungen, wie man all diese Elemente in filmischen Projekten umsetzen könnte. Die Begeisterung für Details wurde zu einem verbindenden Element.
Ein Abend veränderte schließlich alles. Florian hatte gerade den Film "U571" gesehen. Es war kein außergewöhnlicher Tag, doch der Impuls, selbst ein Projekt zu beginnen, war so stark wie nie zuvor. Er griff zum Telefon, rief Alexander an und sagte: „Mein Freund, lass uns anfangen. Wir drehen eigene Kriegsfilme. Sie sollen unterhalten, aber auch etwas vermitteln.“ Alexander war sofort dabei. Aus früheren Ideen wurde ein gemeinsamer Entschluss.
Damit begann die Entwicklung des ersten Projekts, das später den Titel "Mission One" erhielt. Eigentlich war es nur als kleines Kurzfilmprojekt gedacht, umgesetzt mit wenigen Leuten und überschaubarem Aufwand. Doch schon in den ersten Wochen zeigte sich, dass aus dem kleinen Ansatz etwas Größeres wurde.
Ein Orientierungspunkt für die Figuren und die Stimmung war das Videospiel Medal of Honor Underground. Charaktere wie Manon Batiste und Jacques Batiste fanden in angepasster Form ihren Weg in die Handlung. Eine wichtige Rolle spielte in dieser Phase Annabelle Sophie Scherer. Sie vereinbarte ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister von Pirmasens, Markus Zwick. Das Treffen verlief positiv. Die Dreherlaubnis wurde erteilt und Herr Zwick wirkte sogar als Komparse im Film mit. Dieser Schritt war ein sichtbares Zeichen dafür, dass das Projekt auch im öffentlichen Auge ernst genommen wurde.
Während Mission One weiter wuchs, kristallisierte sich ein Team heraus, das immer größere Aufgaben übernahm. Was anfangs improvisiert war, wurde strukturierter. Es kamen nach und nach Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten hinzu. Heute umfasst das Team mehrere Kameraleute, aufwändige Kamerarigs, eine selbst produzierte Audiothek und die Möglichkeit Ton am Set mit bis zu drei Mikrofonen parallel aufzunehmen. Dazu kommen Maske, Kostüm, Schneiderarbeiten, Technik, Sethelfer, Transport, IT, historisches Fachwissen und ein stetig wachsender Fundus an Ausrüstung, Requisiten und Uniformen. Auch authentische Drehorte wurden Teil der Arbeit, darunter Anlagen des Westwalls. Computergesteuerte Effekte und ein klarer visueller Stil ergänzen die filmische Umsetzung.
Im Laufe der Zeit bekam das wachsende Netzwerk aus Beteiligten einen Namen. Was als Kurzfilmprojekt begonnen hatte, fand sich unter dem Begriff Historia Film wieder. Die Strukturen wurden größer, das Material umfangreicher und die Ziele konkreter. Die Arbeit wurde kontinuierlicher und professioneller.
Schließlich entstand aus diesem stetig wachsenden Projekt ein gemeinnütziger Verein mit eigenen Räumen und einem ausgebauten Fundus. Der Vereinszweck ist klar festgelegt: "Historia Film e.V. fördert historische Bildung durch filmische Darstellungen und kreative Projekte." Die Entwicklung verlief nicht in einem einzigen Schritt, sondern in vielen Etappen, getragen von Engagement, Geduld und dem Zusammenspiel sehr unterschiedlicher Menschen die in ihren Bereichen alle einen Teil dazu beitrugen.
Historia Film entwickelt sich weiter. Jede Produktion, jedes Treffen und jede Planungsphase bringt neue Erkenntnisse und neue Anforderungen mit sich. Vieles hat sich verändert, aber der Kern ist derselbe geblieben. Eine Gruppe von Menschen, die Geschichte ernst nimmt und sie zugleich mit filmischer Handwerkskunst erzählen möchte.



